Online-Gschichtl Nr. 128

Pfarrer Anton Schindler (1798-1828)

Neben Josef Markus war dessen Vorgänger Anton Schindler der zweite Pfarrer zur Zeit des Biedermeiers in Mannersdorf – ihm widmet Michael Schiebinger den heutigen Beitrag.

 

Pfarrer Anton Schindler amtierte von 1798 bis 1828 in Mannersdorf, also ganze 30 Jahre. Einer Zeit, die geprägt war vom Untergang des Heiligen Römischen Reiches, von den Napoleonischen Kriegen, aber auch von der sprichwörtlichen Beschaulichkeit des Biedermeiers.

Anton Schindler stammte aus Wigstadtl/Vítkov in Mährisch-Schlesien, wo er um 1766 geboren worden war. Über seine Ausbildung und sein Studium ist vorerst nichts bekannt. Seine Heimatstadt gehörte zur Erzdiözese Olmütz/Olomouc, wo zunächst das mährische Priesterseminar bestand, ehe es nach Brünn verlegt wurde. Hier könnte Schindler seine theologische Ausbildung erhalten haben, so er nicht schon dazu in die Erzdiözese Wien gekommen war. Er wirkte dann ab 1794 als Kooperator in der Pfarre Laxenburg. Damals war er 28 Jahre alt, sodass Schindlers Priesterweihe noch nicht lange zurückliegen konnte und die Stelle in Laxenburg eine seiner ersten war.

Am 2. Mai 1798 erkrankte der Mannersdorfer Pfarrer Anton Agapit Eser sehr rasch und verstarb vier Tage danach „am Gallschlage“. Anton Schindler, der damals 32 Jahre alt war, bewarb sich erfolgreich auf die vakante Pfarrstelle in Mannersdorf. Pfarrer Esers letzte Amtshandlung vor seinem jähen Ableben war noch die Grundsteinlegung für den Kirchturmneubau am 24. April 1798 gewesen. Seit dem Brand von 1761 stand die Mannersdorfer Pfarrkirche ohne Turm da. Erst die großzügige Finanzierung des aus Wien zugezogenen Georg Hammer (über ihn verfasste bereits vor einigen Jahren Hans Schwengersbauer einen Beitrag) ermöglichte es nun, fast 40 Jahre später, einen neuen Kirchturm samt flankierender Fassade zu errichten. Der Bau des Turmes, der von einem leider nicht namentlich überlieferten Wiener Architekten entworfen worden war, schritt rasch voran. So konnte der Turm am 29. September 1798 unter dem neuen Pfarrer Anton Schindler vollendet werden. Entstanden war eine repräsentative, bis heute das Stadtbild prägende Turmfassade. In ihrer Gestaltung mit Zwiebelhelm und Nischenfiguren steht sie noch ganz in der Tradition des Spätbarocks, die klare, geradlinige Detailgliederung zeigt aber bereits den Einfluss des Klassizismus, der damals in der Architektur tonangebend wurde. Im Jahr 1799 wurde vor der Turmfassade der Torbogen mit der Figur des hl. Martin errichtet. Wobei die qualitätsvolle Figur aus stilistischen Gründen vermutlich bereits bestanden hatte und nur auf den neuen Torbogen gestellt wurde.

In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts litt auch Mannersdorf unter den damals angestiegenen Preisen, die Renovierung der Orgel in der Pfarrkirche konnte daher 1804 nur mit Zuschüssen der Bürger bewältigt werden. Am 1. September 1806 verstarb im Mannersdorfer Pfarrhof (Haus Nr. 101) ein 80-Jähriger Anton Schindler aus Wigstadtl. Den Umständen nach dürfte es sich um den gleichnamigen Vater von Pfarrer Schindler gehandelt haben, der offenbar mit seinem Sohn nach Mannersdorf gekommen war und mit ihm im Pfarrhof lebte.

Im Kriegsjahr 1805 hatte auch Pfarrer Schindler einen französischen Major im Pfarrhof einzuquartieren, der bis zum folgenden Jänner als unliebsamer Gast blieb. Im Jahr 1809 zogen abermals Napoleons Truppen durch unsere Gegend, auch im Pfarrhof mussten nun wieder französische Offiziere einquartiert werden. Alle Pfarren hatten Silberabgaben zu leisten, mit ihnen verlor die Pfarre Mannersdorf den wertvollen Bestand an barocken Kelchen und anderen Kirchengeräten – nur wenige Gegenstände konnten gegen bare Münze freigekauft werden.

Die Franzosenkriege fanden erst 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig ihr Ende. Mit dem Wiener Kongress 1814/15 wurde die alte Ordnung in Europa wiederhergestellt und das scheinbar beschauliche Biedermeier bzw. die Zeit des Vormärz mit Metternichs Spitzelstaat begann. Auch in Mannersdorf kam man in ein ruhigeres Fahrwasser, 1817 bis 1818 wurde der baufällige Pfarrhof saniert und die Orgel abermals überholt. 1820 wurde durch eine Sammlung die „Ausweißelung“ der Pfarrkirche ermöglicht und 1825 wurde eine Feuerversicherung für die Pfarrgebäude abgeschlossen.

 

Am 8. Jänner 1828 verstarb Pfarrer Anton Schindler mit 62 Jahren „am Schlage“, nachdem er sich bereits zu vor durch einen Sturz schwer verletzt hatte – er wurde am Mannersdorfer Friedhof beigesetzt. Einen Monat später wurde bereits Schindlers Nachlass durch die Herrschaft Scharfeneck versteigert. Der verstorbene Geistliche scheint doch gut situiert gewesen zu sein, immerhin hinterließ er Körner- und Futtervorräte, zwei Pferde, drei trächtige Kühe, eine Kalbin, eine Ziege und verschiedenes Geflügel. Im März 1828 wurde dann von der Herrschaft eine Annonce in der Wiener Zeitung geschaltet, mit der mögliche Gläubiger des verstorbenen Pfarrers aufgerufen wurden, sich zu melden. Indes bewarb sich Josef Markus, der Pfarrer von Hof, erfolgreich um die Nachfolge Schindlers in Mannersdorf.


Foto 1: Hand- und Unterschrift von Pfarrer (lat. Parochus) Anton Schindler (Matricula, Pfarre Mannersdorf, Trauungsbuch 1788-1834)

Foto 2: Laxenburg, Schindlers erste Wirkungsstätte als Kooperator (ÖNB/AKON, AKON_AK041_195)

Foto 3: Die Mannersdorfer Pfarrkirche vor dem Brand von 1761, Deckenfresko im Maria-Theresien-Saal, Schloss Mannersdorf (Helmut Mauthner)

Foto 4: Der unter Pfarrer Schindler 1798 vollendete Kirchturm und der 1799 geschaffene Torbogen (Michael Schiebinger)

Foto 5: Der Pfarrhof (heute Altes Rathaus) in dem Schindler auch seine letzten Tage verbrachte (Digitales Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)