Online-Gschichtl Nr. 47

Pfarrer Emil Pursch

Nach den Online-Gschichtln Michael Schiebingers zu den Pfarrern Zettl, Hollschek und Glogowatz, soll die Serie der Lebensporträts der Mannersdorfer Pfarrer diesmal ihre chronologische Fortsetzung finden.

 

Im Jahr 1901 verließ Langzeitpfarrer Johann Glogowatz Mannersdorf und trat seine neue Pfarrstelle in St. Josef im 2. Wiener Gemeindebezirk an. Die vakant gewordene Stelle in Mannersdorf musste neu ausgeschrieben werden und Emil Pursch sollte „das Rennen machen“.

Emil Johann Pursch wurde am 14. Oktober 1851 in Neutitschein/Nový Jičín in Mährisch-Schlesien geboren. Sein Vater Joseph war Tuchscherermeister, war also in der Herstellung von Feintuchwaren tätig, während Mutter Sophia die Tochter seines Tuchmachermeisters war. Emil stieg aber nicht in das Gewerbe seiner Familie ein, sondern dürfte, nach dem Schulbesuch in seiner Heimat, zum Theologiestudium in die Haupt- und Residenzstadt gegangen sein. Emil Pursch wurde 1874 in Wien zum Priester geweiht, da er keinem Orden angehörte, war er sog. Diözesan- bzw. Weltpriester. Noch am 17. August 1874 übernahm er seine erste Kooperatorenstelle in Moosbrunn. Nach über einem Jahr wechselte Pursch dann 1875 als Kooperator in der Stadtpfarre Bruck an der Leitha, wo er die nächsten Jahrzehnte wirken sollte.

Nach unglaublichen 25 Jahren als Kooperator und Katechet in Bruck widmete sich Pursch einer neuen Aufgabe, er bewarb sich erfolgreich auf die Pfarrstelle von Mannersdorf. Am 23. Oktober 1901 verließ er die Bezirkshauptstadt um seine neue Tätigkeit in Mannersdorf aufzunehmen, wo zwischenzeitlich Leopold Lojka als Provisor die Amtsgeschäfte geführt hatte. Vorort wurde Pursch zunächst von Kooperator Victor Vodička unterstützt, der erst im September 1901 nach Mannersdorf gekommen war. 1903 wechselte dann Franz Mudra als Kooperator in die Pfarre, während ihm 1904 Franz Merna und 1905 Karl Kaiser nachfolgten. In Emil Purschs Amtszeit fiel 1903 die Anschaffung einer neuen Kirchenorgel, die bei der bedeutenden Firma Rieger im schlesischen Jägerndorf/Krnov mit 20 Registern gefertigt wurde. Die Kosten für die Orgel betrugen 8.540 Kronen, 1904 konnte das nach Mannersdorf gelieferte und aufgebaute Instrument dann geweiht werden. Die Orgel wurde erst in den 1990er-Jahren durch die heutige ersetzt. Das neoromanische Gehäuse konnte damals wenigsten in Teilen gerettet und in der Klosterkirche St. Anna in der Wüste aufgestellt werden. Zurück zu Pfarrer Pursch: Im Dezember 1904 fand in Matzenauers Gasthaus eine große „Christbaumfeier“ statt, bei dem der Pfarrer die Festrede hielt. Nach gerade einmal vier Jahren in Mannersdorf verließ Pursch auch schon wieder den Ort und wurde Pfarrer von Atzgersdorf (heute 23. Gemeindebezirk).

Über den baldigen Wechsel kann auch hier nur spekuliert werden, vielleicht war ihm Mannersdorf doch zu ländlich. Am 8. August 1905 wurde er jedenfalls an seinem neuen Wirkungsort empfangen und feierlich investiert. 1906 wurde Emil Pursch vom Wiener Fürsterzbischof zum Dechant des Dekanats Oberlaa bestellt und zum Geistlichen Rat ernannt. In seiner zusätzlichen Tätigkeit als Dechant kam er viel in seinem Sprengel herum, war bei Feiern honoriger Gast und nahm auch Schuleinweihungen, wie jene in Erlaa 1913, vor. Am 26. Juli 1914 stand er dann selbst im Mittelpunkt, denn er beging an diesem Tag sein 40-jähriges Priesterjubiläum im großen Kreis seiner Atzgersdorfer „Pfarrkinder“.

 

Am 1. August 1923 trat Pursch in den Ruhestand und dürfte sich im Alter von 72 Jahren in seine mährisch-schlesische Heimat zurückgezogen haben. Emil Pursch verstarb als emeritierter Dechant und pensionierter Pfarrer am 3. September 1927 in seiner Heimatstadt Neutitschein. Zwei Tage danach wurde der Verstorbene unter reger Teilnahme des lokalen und des Wiener Klerus am dortigen Stadtfriedhof beigesetzt.


Foto 1: Hand- und Unterschrift von Pfarrer Emil Pursch (Matricula, Pfarre Mannersdorf, Taufbuch 1900-06)

Foto 2: Blick auf Neutitschein in Mährisch-Schlesien, Geburtsstadt von Emil Pursch (ÖNB AKON, http://data.onb.ac.at/AKON/AK088_054)

Foto 3: Bruck a. d. L. mit der Stadtpfarrkirche, langjährige Wirkungsstätte von Emil Pursch (ÖNB AKON, http://data.onb.ac.at/AKON/AK069_058)

Foto 4: Pfarrkirche Mannersdorf, Blick auf die neue Orgel aus der Amtszeit von Pfarrer Emil Pursch (Digitales Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)

Foto 5: Atzgersdorf (Wien 23) mit der Pfarrkirche (Archiv Michael Schiebinger)