Online-Gschichtl Nr. 160

Die Betriebsfeuerwehr der Firma Hutter und Schrantz in Wasenbruck - Teil 2

Im zweiten Teil des Online-Gschichtls berichten Johann Amsis und Michael Schiebinger über die weitere Entwicklung der Betriebsfeuerwehr Wasenbruck nach dem Ende des Ersten Weltkrieges.

 

Die ersten Kommandanten der Betriebsfeuerwehr kamen während der Zeit der Monarchie aus der Führungs- und Verwaltungsebene der Fabrik und waren bürgerlicher Herkunft. Dies sollte sich in der Ersten Republik ändern, als sich nun auch in Wasenbruck die Arbeiterschaft emanzipieren konnte. Von 1919 an übernahm Johann Anton Navratil das Kommando der Betriebsfeuerwehr. Er war Jahrgang 1875 und stammte aus Jägerndorf/Krnov in Mährisch-Schlesien. Bei Hutter und Schrantz war er als „Spinner“ tätig und hatte 1903 in zweiter Ehe Maria Luckenberger geheiratet. Navratil sollte das Amt des Feuerwehrkommandanten, trotz aller politischen Umbrüche, bis 1946 innehaben – er verstarb 1959.

Mit Karl Zehetbauer erhielt die Betriebsfeuerwehr 1946 einen Kommandanten, der ihr als Mitglied schon 20 Jahre angehört hatte. Er war 1898 in Wasenbruck als Sohn eines Fabriksarbeiters geboren worden und nahm 1930 Hermine Bauer zur Frau. Zehetbauer war als Arbeiter in der Fabrik beschäftigt und hatte das Amt des Kommandanten nur sechs Jahre inne. 1956 verstarb er im Alter von 58 Jahren und wurde unter großer Anteilnahme zu Grabe getragen. Josef Georg Navratil übernahm 1952 die Leitung der Betriebsfeuerwehr, er war der Sohn von Johann Anton Navratil. Josef war 1910 in Wasenbruck zur Welt gekommen und hatte das Feuerwehrwesen wohl schon als Kind kennengelernt.

In der Nachkriegszeit war die Betriebsfeuerwehr vor allem durch das Element Wasser gefordert. Die Schulchronik weiß darüber zu berichten: „Pfingstsonntag den 11. Mai 1951 trat die Leitha aus ihren Ufern und überschwemmte die Au, die Wiese, die Gärten und die Höfe des A- und D-Gebäudes. Die Straße von der Leithabrücke bis zum Arbach war einen halben Meter tief überflutet und durch die Windgasse ergoss sich ein breiter Wasserstrom, der die Straßendecke arg mitnahm. Um das abfließende Wasser zu beschleunigen, wurden von der Feuerwehr Gräben zum Werkskanal ausgehoben, was auch Erfolg hatte. Die Überschwemmung hatte an den Kulturen, vor allem in den Gärten beträchtlichen Schaden angerichtet.“

Anlässlich des 70-Jahr-Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Mannersdorf im Jahr 1952 war auch die Betriebsfeuerwehr Wasenbruck bei den Feierlichkeiten zu Gast. In der damals erschienen Festschrift wurde die Betriebsfeuerwehr aus Wasenbruck anerkennend charakterisiert: „Die Wehr ist technisch sehr gut ausgerüstet und hat Hilfsbereitschaft und Schlagkraft bei Großbränden im Werke Wasenbruck sowie in Mannersdorf a. Lthgb und in den Nachbargemeinden bewiesen.“ Die Wasenbrucker Florianijünger waren also nicht nur im eigenen Betrieb und in der Ortschaft im Dienst, sondern unterstützten auch die umliegenden Ortsfeuerwehren bei Großeinsätzen.

Im Dezember 1961 wurde Wasenbruck wieder einmal von einem heftigen Hochwasser heimgesucht. Regen und Schneeschmelze sorgten dafür, dass der Ort großteils unter Wasser stand. Auch die Betriebsfeuerwehr war im Einsatz, wie die Schulchronik berichtet: „Feuerwehrmänner brachten die Kleintiere aus den Siedlungshäusern und Kleintiergärten in Sicherheit. Die Bergung der Tiere war zum Teil nur mit Hilfe von Schlauchbooten, die vom Bundesheer zur Verfügung gestellt wurden möglich. Pioniere des Bundesheeres, die angefordert wurden, legten einen Steg vom Fabriksgebäude bis zum E-Gebäude. Gegen Abend sank das Wasser und es setzte starker Frost ein. Wasenbruck war am nächsten Morgen ein einziger Eislaufplatz.“ Im April 1965 und im Juni 1967 wiederholten sich die leidigen Ereignisse und Wasenbruck war abermals überschwemmt.

Die Wasenbrucker Betriebsfeuerwehr war also keine Truppe, die nur mit Beserl und Schaufel ausgerüstet war, um die übriggebliebene Asche aufzukehren. Im Gegenteil, sie war bestens ausgerüstet und besaß sogar einen Opel-Blitz mit einem Rosenbauer-Aufbau und einer gewaltigen Wasserpumpe an der Vorderseite. Links bei der Fabrikseinfahrt, vor dem Portier, war die sogenannte „Feiaweaschupfn“, wo die ganzen Gerätschaften der Wehr aufbewahrt wurden. Diese war zugleich die Garage, wo der Opel-Blitz auf seinen Einsatz wartete. Die Mannschaft stellte ihr Können im Ernstfall, egal ob bei Bränden oder bei Hochwässern, stets unter Beweis. Aber auch bei Übungen ließen sie die Münder der Zuschauer offenstehen. Einige Bilder einer solchen Übung in der Windgasse bzw. bzw. eines Festaktes der Betriebsfeuerwehr hat uns Helga Thiel (Ritter) zur Verfügung gestellt. Sie zeigen die Einsatzfähigkeit der Wasenbrucker Mannschaft. Auf einem dieser Fotos ist Direktor Schmidt zu erkennen, der ein Deutscher war und von den Woibehmen unter der Hand als „oller Schmidt“ geadelt wurde. Er hielt, wie das Fotos zeigt, eine Lobesrede über die Leistungen bei der Übung und verteilte Auszeichnungen an die stolzen Feuerwehrmänner.

 

Die Feuerwehr war in Wasenbruck allgegenwärtig, nicht nur bei Einsätzen, sondern auch bei verschiedenen Feierlichkeiten. In einem Winter, als die Straße nach Mannersdorf zugeweht war, hat sie sogar eine Hochzeit ermöglicht. Das Brautpaar wurde mit dem geländegängigen Opel-Blitz über die Felder zum Mannersdorfer Standesamt gebracht. Die Feuerwehr half beim Maibaumaufstellen, nahm am Maiaufmarsch teil, begleitete Begräbnisse und richtete den Silvesterball aus. Aber auch tragische Einsätze gab es während des Bestandes der Betriebsfeuerwehr. Einmal kam es zu einem Selbstmord am Dachboden eines der Fabriksgebäude, da musste die Feuerwehr ausrücken und den Toten bergen. Nach 72 Jahren und der Schließung der Wasenbrucker Niederlassung von Hutter und Schrantz war im Jahr 1974 auch das Ende der Betriebsfeuerwehr besiegelt. Seit 1965 wurde die Wehr von Kurt Lima (1929-2013) geleitet, der nun auch der letzte Feuerwehrkommandant von Wasenbruck war. Die Gerätschaften unserer Mannschaft gingen mit der Auflösung an die Freiwillige Feuerwehr Mannersdorf über, die uns jetzt in Wasenbruck bei Bränden, Hochwässern und sonstigen Unglücksfällen dankenswerter Weise zur Hilfe kommt!

Foto 1: Die Mannschaft der Betriebsfeuerwehr im Jahr 1956 (Helga Thiel)

Foto 2: Die Mannschaft vor der „Feiaweaschupfn“ (Wasenbrucker Heimatseite)

Foto 3: Eine Übung der Betriebsfeuerwehr (Wasenbrucker Heimatseite)

Foto 4: Ein Festakt der Betriebsfeuerwehr (Wasenbrucker Heimatseite)

Foto 5: Ansprache von Direktor Schmidt (Wasenbrucker Heimatseite)

Foto 6: Festgäste mit Direktor Schmidt (Helga Thiel)

Foto 7: Auch Auszeichnungen wurden vergeben (Helga Thiel)

Foto 8: Die Wasenbrucker Feuerwehrleute mit ihrem Opel-Blitz (Wasenbrucker Heimatseite)